Kunst im öffentlichen Raum
Nehmen Sie Platz!
Im verdichteten urbanen Raum kommt es immer wieder zu kontrovers geführten Debatten darüber, wer die Stadt wie nutzen darf. Dabei fällt die große Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber einer Politik der Abschottung und Ausgrenzung auf. Auf lokaler Ebene wird das zum Beispiel im Zusammenhang mit Schlaf- und Bettelverbotszonen oder bei der Unterbringung von Geflüchteten deutlich. Verdrängung findet aber auch dann statt, wenn Menschen durch steigende Mietpreise aus dem Zentrum in die Peripherie abwandern müssen oder Räume ohne Konsum-Zwang für Jugendliche weniger werden.
Im politischen Diskurs gibt es Stimmen, die diese an den Rand gedrängten Menschen und Gruppen gegeneinander ausspielen, eine Gruppe also für die Verdrängung einer anderen verantwortlich machen. Angesichts der mangelnden gesellschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten für marginalisierte Gruppen, ist diese Argumentation jedoch widersprüchlich und eine Abwälzung von Verantwortung.
Verantwortung kann nur dort eingefordert werden, wo Macht vorhanden ist. Sie liegt nicht nur in den Händen der politischen Entscheidungstragenden, sondern entsteht auch, teilweise losgelöst von demokratiepolitischen Mechanismen, durch die Akkumulation von Einkommen und Vermögen.
Die Kunstinstallation „Nehmen Sie Platz!“ charakterisiert die massive Ungleichverteilung von Macht und Ressourcen als primäre gesellschaftliche Ursache für Abschottungsphänomene. Analog zur feministischen Metapher der gläsernen Decke, tragen diese strukturellen (und infrastrukturellen) Barrieren zur Stabilisierung einer Hierarchie bei, die der Idee der Chancengleichheit für alle entgegensteht.
Die Intervention macht diese unsichtbaren Grenzen wahrnehmbar und will dazu ermutigen, in der Diskussion einen kritischen Standpunkt einzunehmen. Sie präsentiert den frei zugänglichen, öffentlichen Raum als hohes Gut und offenbart dabei eine Dystopie, in welcher die Parkbank als Platz und Symbol der Teilhabe am urbanen Geschehen nur mehr als unzugängliches und museales Ausstellungsstück in einer Vitrine existiert.
Danke:
Kevin Brown, Valentin Dander, Elisabeth Medicus, Michael Gassebner, Tiroler Glasmalerei, Myriam Kraml
Techniken:
Edelstahl, Verbundsicherheitsglas, Parkbank
Gefördert von: Land Tirol
Ausgewählt von: Kunst im öffentlichen Raum (KÖR)
Jahr: 2016
Download: Masterarbeit "Bänke lesen" von Brigitte Anna Egger
Verfügbarkeit: