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Restaurations-Richtlinien
"So viel wie nötig, so wenig wie möglich."
Im Gegensatz zur konventionellen Reparatur gelten für die Konservierung von Bleiverglasungen, die als historisch bedeutsam eingestuft sind, andere Paradigmen. Da sich die Mehrzahl der bestehenden Bleiglasfenster in denkmalgeschützter Architektur befindet, spielt der Bereich der Konservierung im Zusammenhang mit Bleiverglasungen eine zentrale Rolle.
Die "Richtlinien für Konservierung und Restaurierung von Glasmalereien", die 2004 in Nürnberg vom Corpus Vitrearum Austria verfasst wurden, bieten hierfür einen kompakten Leitfaden.
Die folgenden fünf Leitlinien sind bei jedem denkmalpflegerischen Eingriff zu beachten:
Pflege: Größtmöglicher Schutz der Originalsubstanz
Konservieung: Größtmöglicher Schutz vor zu erwartenden zukünftigen Schäden
Restauration: Größtmögliche Annäherung an das ursprüngliche Aussehen
Reversibilität: Berücksichtigung der Möglichkeit, durchgeführte Maßnahmen rückgängig zu machen
Dokumentation: Genaue Beschreibung des Zustandes des Originals und Angabe der durchgeführten Maßnahmen (Beispiel .pdf herunterladen)
Da jede Restaurierungsmaßnahme neue Herausforderungen mit sich bringt, ist es schwierig, allgemeingültige Lösungen zu formulieren. Entscheidungen müssen daher immer auf der Grundlage von Wissenschaft und Praxis sowie im interdisziplinären Austausch mit dem Denkmalamt und den Auftragsgebenden getroffen werden.
Schadensbilder
Glasbruch
Die wohl offensichtlichste Art der Beschädigung von Bleiverglasung ist das Zerbrechen von Glasstücken. Grob gesagt lässt sich der Glasbruch in vier Stufen einteilen:
- Einfacher Sprung
- Mehrfacher Sprung
- Fehlstelle
- Mehrfacher Sprung mit Fehlstelle
Vor allem im Bereich der Denkmalpflege muss nicht bei jedem Bruch das ursprüngliche Glasstück ersetzt werden. Im Gegenteil, bei einfachen Rissen, bei denen die Glasscheibe nicht herauszufallen droht, sind aus denkmalpflegerischer Sicht manchmal gar keine Maßnahmen erforderlich.
Bei einem Glasbruch gibt es eine Reihe möglicher Verfahren, um einzugreifen:
Austausch des Glases
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, das Glas zu duplizieren. Einzelne zerbrochene Stücke können aus dem Bleinetz entfernt und das neue Stück wieder eingesetzt werden.
Dabei ist besonders darauf zu achten, dass die richtige Art und Farbe des Glases verwendet wird. Befindet sich auf dem Originalglas eine Farbschicht (in der Regel Schmelzfarbe), so muss diese nachgebildet werden. Um deutlich zu machen, dass es sich um ein Duplikat handelt, wird dies auf der Glasscheibe vermerkt. In bestimmten Fällen ist es sogar sinnvoll, das Duplikat so anzufertigen, dass es sich stilistisch vom Rest der Malerei abhebt und somit leicht als Replikat zu erkennen ist.
Klebeblei
In einigen Fällen ist die Verwendung von sogenanntem Klebeblei zum Überkleben und Sichern von Rissen sinnvoll. Da es wie der Rest des Bleinetzes als schwarzer Strich in der Sicht durch das Fenster sichtbar ist, bleibt seine Anwendbarkeit begrenzt. Klebeblei kann im eingebauten Zustand verwendet werden.
Klebeharze
Gerade die Reversibilität, die lange Haltbarkeit, die gute Haftung auf Glas und die hohe Transparenz von Klebeharzen machen sie für die Restaurierung geeignet. Die Klebstoffe lassen sich sehr gut für die Verklebung von Glasbruchstücken sowohl im eingebauten Zustand als auch in der Werkstatt einsetzen. Das Epoxidharz Araldite 2020 oder HXTAL NYL-1 wird hierfür häufig verwendet.
Kleinere Defekte an besonders erhaltenswerten Gläsern können mit demselben Harz ausgefüllt und anschließend mit einer Mischung aus dem Acrylharz Paraloid B 72 und Farbpigmenten bemalt werden, so dass die originalen Scherben komplett erhalten bleiben.
Tiffany-Technik
Diese Technik wurde Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt und eignet sich für das Zusammenfügen zerbrochener Stücke. Die Technik bietet eine stabilere und etwas weniger sichtbare Verbindung als Klebeblei, ist aber im Vergleich zum Kleben mit Harzen viel sichtbarer.
Für die Anwendung muss das betroffene Glasstück entfernt werden.
Wie bei den Klebeharzen kann mit dieser Technik ein verlorener Teil eines Glases ergänzt und mit dem Original verbunden werden, ohne dass das gesamte Stück ersetzt werden muss.
Ausbauchungen
Ausbauchen und Durchhängen können eine Vielzahl von Ursachen haben. Sie treten häufig bei Bleiverglasungen in Türen oder öffenbaren Fenstern auf.
Neben der Ausbeulung durch direkte mechanische Einwirkungen können auch beschädigte Bleiruten, abgelöste oder defekte Windeisen, fehlender Kitt zwischen Glas und Blei oder bestimmte Bleilinien die Stabilität des Bleilichtes verringern und zu einer Durchbiegung führen.
Maßnahmen:
Nach dem Ausbau der betroffenen Scheiben lassen sich die Ausbauchungen in der Regel auf dem Werkstatttisch vorsichtig zurückbiegen. Um ein zukünftiges Durchhängen zu verhindern, ist es hilfreich, den Kitt zu erneuern und abgerissene Haften und Lötstellen neu zu verlöten. Hat das Bleifeld für seine Größe und Struktur zu wenig Windeisen, können zusätzliche zur Stabilisierung hinzugefügt werden.
Blei-Schäden
Lange Zeit wurde Blei im Zusammenhang mit denkmalgeschützten Bleiverglasungen vernachlässigt. Die Folge war, dass Bleiverglasungen oft komplett demontiert und für die Restaurierung neu verbleit wurden, wobei das ursprüngliche Bleinetz völlig verloren ging. Originales Blei aus dem Mittelalter ist daher kaum noch erhalten.
Inzwischen sind die Bleiruten als integraler Bestandteil des Kunsthandwerks und als historisches Zeugnis der jeweiligen Herstellungstechnik anerkannt. Die H-Profile, die die Glasstücke zusammenhalten, sind daher so gut wie möglich erhalten, was in vielen Fällen möglich ist.
Gerissene Lötstellen
Gealtertes oder dauerhaft mechanisch beanspruchtes Blei weist oft vereinzelte Risse auf. In vielen Fällen können diese nach dem Entfernen der Patina nachgelötet werden, wodurch eine deutliche Stabilisierung des Bleifeldes erreicht wird.
Bleikorrosion
Durch die Reaktion mit Sauerstoff bildet Blei innerhalb kurzer Zeit eine Schutzschicht auf der Oberfläche, die eine weitere Oxidation verhindert. In der Regel bietet diese Schicht einen ausreichenden Schutz gegen die Zersetzung des Bleis. Allerdings können Säuren, die aus angrenzendem Leinölkitt, Holz oder Putz freigesetzt werden, das Blei zersetzen. Dabei entsteht giftiger weißer Bleioxidstaub. Da dieser Staub leicht in die Atemwege gelangen kann, ist es notwendig beim Arbeiten, eine Schutzmaske zu tragen.
Malschicht-Ablösung
Trotz der sehr guten Haltbarkeit von Schmelzfarben können sie durch Umwelteinflüsse oder falsche Verarbeitung beeinträchtigt werden.
Zum Beispiel können Farbschichten durch Glaskorrosion ihren stabilen Untergrund verlieren und abblättern. Aber auch unsachgemäße Reinigungs- oder Restaurierungsmaßnahmen können zum Verlust oder zur Ablösung von Glasmalereien führen. Darüber hinaus kann das unsachgemäße Einbrennen von Emaillefarben dazu führen, dass diese keine stabile Verbindung mit der Glasoberfläche besitzen.
Maßnahmen:
Akut abzublätternde Malschichten können durch Infiltration mit dem Acrylharz Paraloid B 72 wirksam vor Verlust geschützt werden. Längerfristig müssen gefährdete Glasmalereien vor allem durch Schutzverglasungen vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Wasser, Abgasen, saurem Regen, Hagel oder Steinwürfen geschützt werden.
Oberflächenveränderungen und Ablagerungen
Gerade bei mittelalterlichen Bleiverglasungen ist das Thema der veränderten Glasoberflächen sehr vielschichtig und komplex. Bleiverglasungen waren über mehrere Jahrhunderte hinweg vielen verschiedenen äußeren Einflüssen ausgesetzt, die die Glasoberflächen auf unterschiedliche Weise beeinflussten.
Hinzu kommt, dass die chemische Zusammensetzung des Glases je nach Zeit, Ort und Technik der Herstellung stark variieren kann, weshalb die Möglichkeiten der Oberflächenveränderung so vielfältig sind.
Aufgrund der begrenzten technologischen Möglichkeiten wurde lange Zeit versucht, den Schmelzpunkt des Glases durch die Verwendung einer relativ großen Menge an Flussmittel (Pottasche) niedrig zu halten. Daher haben diese Wald- und Pottaschegläser einen geringeren Anteil an Siliziumoxid, was sie anfälliger für eine chemische Veränderung ihrer Oberfläche macht.
Glaskorrosion, Lochfraß und Wetterstein
Vor allem Schwefeldioxid, das u.a. im sauren Regen enthalten ist, kann zunächst an bestimmten Stellen zu Korrosion (Lochfraß) auf der Außenseite des Glases führen. In Verbindung mit Wasser kann dies dazu führen, dass alkalische Bestandteile des mit feinsten Rissen überzogenen Glases an der Oberfläche herausgelöst werden und sich als weißliche, pulverförmige Korrosionsprodukte auf der Glasoberfläche ablagern. Diese wasseranziehenden Ablagerungen begünstigen wiederum den Korrosionsprozess. Nicht zuletzt führt die Korrosion der Glasoberfläche zur Ablösung der Malschicht.
Maßnahmen:
Dabei kann grob zwischen mechanischen und chemischen Eingriffen unterschieden werden. Als mechanische Werkzeuge werden Skalpelle oder Glasfaserstifte eingesetzt, die oft besser geeignet sind als chemische Methoden, weil sie selektiv eingesetzt werden können und leicht zu dosieren sind. Grundsätzlich muss jedoch die Art und Intensität des Eingriffs von Fall zu Fall neu beurteilt werden.
Der Bereich der chemischen Eingriffe ist wegen der Gefahr großer irreversibler Schäden umstritten. Im Hinblick auf die Entfernung von verwittertem Glas gibt es jedoch vielversprechende Ergebnisse mit Ionenaustauschern.
Verbräunung
Bei bestimmten mittelalterlichen Gläsern führt die Bildung von verwittertem Glas zu einem weiteren unerwünschten Effekt: Das im Glas verwendete Mangan - sowohl zum Färben als auch zum Entfärben - kommt in direkten Kontakt mit Sauerstoff und beginnt zu oxidieren. Wenn das Mangan stark gebräunt ist, kann kaum noch Licht durch das Glas dringen.
Maßnahmen:
In der Vergangenheit hat man erfolgreich versucht, gebräunte Fenster mit dem sehr giftigen Hydrazin aufzuhellen. Hydrazin senkt zwar den Oxidationsgrad des Mangans, ist aber nicht in der Lage, es aus der Gelschicht des Glases herauszulösen, weshalb nach der Behandlung wieder mit einer Bräunung zu rechnen ist. Die einzige Möglichkeit, das Mangan zu entfernen, war mit Ameisensäure, die jedoch das Glas stark angreifen kann und daher ein zu grober Eingriff ist. Daher war es eher üblich, nach der Behandlung mit Hydrazin die Gelschicht des Glases mit so genanntem Ormocer zu versiegeln und so eine erneute Oxidation zu verhindern.
Da alle diese Methoden letztlich grobe und teilweise irreversible Eingriffe sind, werden sie in den meisten Fällen nicht angewendet.
Mikroorganismen und Pilze
Lange Zeit wurde der Einfluss von Mikroorganismen und Pilzen auf die Glasoberflächen von Glasmalereien kaum erforscht, obwohl das Phänomen von optischen Geräten wie Kameralinsen schon lange bekannt ist. Die Stoffwechselprodukte von Pilzen - wie z. B. säurehaltige Stoffe - verursachen oft irreparable Schäden an der Oberfläche.
Pilze können sich zwar nicht vom Glas selbst ernähren, wohl aber von einer Vielzahl von Ablagerungen wie Kitt- oder Ölspuren sowie von bestimmten organischen Kaltfarben oder Reinigungsmitteln.
Neben bestimmten klimatischen Bedingungen wie Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit begünstigt die poröse und raue Oberfläche von verwittertem Glas und Glaskorrosion die Entwicklung von Pilzbefall.
Maßnahmen:
Neben der Veränderung der klimatischen Bedingungen gibt es Untersuchungen, die Glasoberflächen mit kupferhaltigen Beschichtungen für Pilze unbewohnbar zu machen. Darüber hinaus können organische Substanzen auch durch UV-Licht und Desinfektionsmittel zerstört oder entfernt werden. Welche Maßnahme angewendet werden kann, muss bei der Erstellung des Restaurierungskonzeptes zur Diskussion gestellt werden.
Konstruktive Details
Glasarten
In den Bereichen Restaurierung, Konservierung und Kunstverglasung wird eine Vielzahl von Gläsern verwendet. Hier sind die am häufigsten verwendeten:
Mundgeblasenes Glas
Mundgeblasenes Glas ist ein häufig verwendetes Material für farbige Bleiverglasungen und Kirchenfenster. Es zeichnet sich durch seinen beeindruckenden Farbreichtum, die Blaseneinschlüsse und die unregelmäßige Oberfläche aus.
Das Glas wird heute noch weitgehend mit denselben Techniken wie im Mittelalter hergestellt.
Kathedralglas
Wie viele andere Ornamentgläser wird auch dieses Glas im Walzverfahren hergestellt. Durch das Aufgießen auf das Walzwerk nimmt es das charakteristische Muster des Untergrundes an. Im Gegensatz zu seiner Entstehungszeit wird es heute in einem industriellen Verfahren hergestellt. Das Glas kann auf vielfältige Weise verwendet werden.
Restaurierungsglas
Restaurierungsgläser sind eine Gruppe von farblosen Gläsern, die hauptsächlich als Fensterscheiben in denkmalgeschützten Gebäuden verwendet werden. Das Glas zeichnet sich durch eine leicht unebene Oberfläche.
Butzenscheiben
Echte Butzenscheiben sind mundgeblasen - ähnlich wie echtes antikes Glas. Es gibt aber auch Industrieprodukte, die dem Aussehen der Butzenscheiben nachempfunden sind. Sie werden hauptsächlich in Verbindung mit Bleiverglasungen verwendet.
Floatglas
Floatglas ist heute die mit Abstand am häufigsten verwendete Glasart. Durch die Produktion auf einem Zinnbad ist es möglich, große Formate mit einer perfekt glatten Oberfläche herzustellen. Seine weite Verbreitung begann Mitte des 20. Jahrhunderts und hat die Verwendungsmöglichkeiten von Glas grundlegend verändert und viele andere Glastypen zurückgedrängt. Im Rahmen der Konservierung wird es zum Beispiel für Schutzverglasungen verwendet.
Schutzverglasungen
Schutzverglasungen
Das Thema Schutzverglasung ist im Zusammenhang mit historischen Glasmalereien von besonderer Bedeutung. Es gibt unzählige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, bei denen Schutzverglasungen eher Schaden angerichtet als zur Erhaltung beigetragen haben. Ungeprüfte Konstruktionen führten zur Bildung von Kondenswasser und Wärmestau oder zur Ablagerung von Verunreinigungen sowie zur Bildung von Mikroorganismen und Pilzen in den unzugänglichen Scheibenzwischenräumen. Neben dem Schutz der Glasmalereien wurde auch versucht, Kirchen durch Doppel- oder Dreifachverglasung beheizbar zu machen. Abgesehen von den vielen Komplikationen, die diese Eingriffe mit sich brachten, zeigte sich auch, dass eine vollständige Beheizung aufgrund der großen Raumhöhen und der kurzen Nutzungsphase von Kirchen nicht sinnvoll ist.
Isothermische Schutzverglasung
Durch intensive Forschung und Erprobung verschiedener Schutzverglasungssysteme hat sich die so genannte isothermische Verglasung durchgesetzt. Bei dieser Art der Schutzverglasung werden vorhandene Bleifelder entfernt und durch ein Sicherheitsglas ersetzt. Das historische Fenster wird nach innen in den Kirchenraum versetzt und ist so vor äußeren Einflüssen wie Abgasen, saurem Regen, Steinschlag, Hagel oder starken Temperaturschwankungen geschützt und sitzt gut belüftet im Innenraum. Eine gute Hinterlüftung ist wichtig, um die Bildung von Kondenswasser, Mikroorganismen oder Pilzen auf der Glasoberfläche zu verhindern.
Diese Technik hat auch den Vorteil, dass sie einen geringen Eingriff in die historische Substanz darstellt: Die Bleiverglasung wird vorsichtig aus der Laibung entfernt, in der Werkstatt restauriert und dann so in die neue Halterung montiert, dass ein Wiederausbau problemlos möglich ist. Die dafür notwendigen Halterungen werden mit Gewindestangen an den vorhandenen Querbalken befestigt. Ebenso schonend werden die Frontgläser im Originalfalz des Bleifeldes montiert, meist mit Kalkputz und Kitt.
Verkitten
Im Zusammenhang mit historischem Bleiverglasungen ist Kitt der am häufigsten verwendete Dichtstoff.
Er findet sich zum einen in den kleinen Fugen zwischen Bleiruten und Glasstücken, zum anderen wird er zur Abdichtung zwischen Glas und Rahmen oder Quereisen verwendet.
Durch Oxidation härtet der Kitt an der Luft vollständig aus, wird spröde und kann ausbrechen. Neben den daraus resultierenden Undichtigkeiten können Bleinetze durch den fehlenden Kitt ihre Stabilität verlieren und durchhängen oder sich verziehen. Dies führt zu Rissen in den Lötstellen und schließlich zum Glasbruch.
Während bei der Herstellung von neuen Bleiverglasungen der Kitt vollflächig auf die Rückseite des Fensters aufgetragen und in die Bleileisten eingebürstet wird, ist diese Technik für historische Verglasungen in manchen Fällen nicht geeignet. Zum einen können Malschichten und Glasflächen durch die mechanische Einwirkung direkt beschädigt werden, zum anderen können organische Rückstände des Kittes die historische Substanz noch lange nach den Maßnahmen angreifen.
Wie verlorener Kitt wieder in die Bleifelder eingebracht werden kann, muss im Einzelfall entschieden werden. Neben der Frage, ob und auf welcher Seite eine Farbschicht vorhanden ist, müssen z.B. Alter und Zustand des Glases beurteilt werden.
Kippfenster
Langlebige und einfach zu bedienende Kippfenster zur Querlüftung von Kirchenräumen sind eine wichtige Einrichtung zur Beeinflussung des Raumklimas. Die bewährte Konstruktion ermöglicht es zum Beispiel, das Fenster in großer Höhe mit Hilfe eines Seils zu öffnen oder zu schließen.
Arbeitstechniken
Verbleien
Die Technik des Bleiverglasens ist seit dem Mittelalter bekannt und hat sich bis heute erhalten. Sie ist nicht auf Kirchenfenster beschränkt, sondern kann auch in zeitgenössischen Kontexten hervorragend eingesetzt werden. Der oft staubige Charakter ist vor allem auf ihre Geschichte zurückzuführen. Insbesondere durch den reduzierten Einsatz von Malerei und die Verwendung heller Glasfarben kann die Bleiverglasungstechnik problemlos in die heutige Zeit überführt werden und gleichzeitig eine normenkonforme Verarbeitung gewährleisten.
Glasmalen
In vielerlei Hinsicht ist die Glasmalerei eine außergewöhnliche Maltechnik. Da Schmelzfarben gebrannt werden und sich mit der Glasoberfläche verbinden, sind sie im Vergleich zu vielen anderen Farben äußerst haltbar. Allerdings verändern einige Farben durch das Brennen ihr optisches Erscheinungsbild, was Proben, Erfahrung und sehr spezifische Verarbeitungsmethoden erfordert. Glasmalerei kann auf vielfältige Weise eingesetzt werden, von flächig, hell und abstrakt bis hin zu konturiert, kräftig und figurativ.
Kleben
Kleben ist ein zentrales Thema im Zusammenhang mit zeitgenössischer Glaskunst. Klebstoffe und Klebeverbindungen müssen oft eine Vielzahl von technischen Eigenschaften erfüllen, sollen aber meist weitgehend unsichtbar bleiben. Aus diesem Grund gibt es eine breite Palette von Glasklebstoffen wie Ein- und Zweikomponenten-Silikone, UV-Klebstoffe, verschiedene Epoxidharze sowie spezielle Klebebänder und -folien. Neben der richtigen Wahl des Klebstoffs ist eine saubere Verarbeitung besonders wichtig.
Sandstrahlen
Durch Abkleben und Freilassen bestimmter Bereiche auf dem Glas können bestimmte Flächen mattiert werden. Die Sandstrahltechnik ermöglicht eine breite Palette von Anwendungen.
Bauverglasung
Kunst im öffentlichen Raum oder künstlerische Arbeiten im architektonischen Kontext überschneiden sich oft mit dem Bereich der Bauverglasung, aber auch mit anderen Gewerken des Bauwesens. Eine gründliche Recherche und Abstimmung über technische Möglichkeiten und Grenzen sowie über die Anforderungen der Normen ist unerlässlich.